Mini-Andacht zu Nikolaus

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Guten Morgen ihr Lieben, heute melde ich mich mit ein paar mehr Worten und einer kleinen Andacht, die ich eigentlich in der kleinen Kirche im Tannenhof halten wollte. Nun bekommt ihr sie und ich wünsche euch einen segensreichen Nikolaustag.

Es ist schon ein eigenartiger Tag heute. Überall stehen Schuhe vor den Türen, allesamt ordentlich geputzt, hier und da auch ein paar Gummistiefel, weil ein bisschen mehr rein passt. Es ist also Nikolaustag und Groß und Klein ist in freudiger Erwartung, dass etwas Süßes oder Überraschendes seinen Weg in die Stiefel und Schuhe findet oder schon gefunden hat.

Nikolaustag. In unserer evangelischen Tradition gibt es ja eigentlich keine Heiligen, die wir verehren oder anbeten, aber ganz unabhängig davon, sollten wir alle uns diesen Nikolaus von Myra um den es heute geht, als Vorbild nehmen. Denn er ist einer, der Liebe mitbringt, die man sich nicht verdienen muss – nämlich die Liebe Gottes. Und das ist wiederum sehr evangelisch. Heilig ist Nikolaus also vor allem, weil er gütig ist. Und so sollen auch wir sein.

Es gibt so viele Legenden rund um den Bischof Nikolaus von Myra – man kann je nach Anlass wählen, welche man sich zu eigen macht, aber eins haben alle diese Legenden gemeinsam: In keiner davon wird berichtet, dass Nikolaus seine Hilfe an irgendwelche Bedingungen knüpft. Er fragt nicht großartig – er tut einfach. Er fragt nicht nach dem Glauben der Menschen oder ob sie besonders anständig sind, es interessiert ihn nicht, ob seine Güte vielleicht ausgenutzt wird oder ob sich seine Hilfe für ihn auf lange Sicht rechnen wird. Er sieht Not und greift ein.

So wird auch erzählt, wie er ein Schiff im Mittelmeer aus Seenot rettete und zwar ganz ohne zu fragen, ob die Menschen auf dem Schiff Rettung überhaupt wert sind. Er bewahrt sie einfach vor dem Untergang.

Der heilige Nikolaus von Myra hält es aus, dass Kinder fröhlich-frech noch das 5. Lichtlein an ihr Nikolausgedicht dranhängen, bei dessen leuchten man Weihnachten dann verpennt hat. Denn dieses Vorbild all der Nikoläuse, die heute Kindern Freude bringen werden, sagt den Kindern vor allem eines: Du bist es wert, beschenkt zu werden, auch wenn du nicht immer alles richtig machst. Und nicht nur du bist es wert, sondern jedes Kind auf dieser Welt.

Wenn man es so sieht, so sehen kann, dann gibt es unter uns eine Menge Heilige. Sie werden zu Heiligen, ohne es zu merken. Sie schließen sich zusammen und retten Flüchtlinge in Seenot, ohne zu fragen, woher sie kommen – einfach, weil sie es wert sind, gerettet zu werden. Menschen gehen in Flüchlingsunterkünfte und kümmern sich um Mädchen und Jungen, um Männer und Frauen, denen sich die Schrecken von Gewalt in die Seele gebrannt haben – einfach weil diese Menschen es wert sind, beschützt zu werden. Da gehen junge Menschen auf die Straße mit Plakaten und voller Sorge um ihre eigene Zukunft. Fridays for Future um unsere Erde zu retten – einfach weil sie es wert ist, und weil auch diese Generation es wert ist in eine gute Zukunft zu schauen. Menschen sind heilig und mit ihnen Freiheit, Menschenwürde, gegenseitiger Respekt.

Jeder von uns kann sich jeden Tag entscheiden, welchen Weg er oder sie einschlagen möchte. Sicher ist, wer sich für einen solchen Weg entscheidet, der wird Weihnachten niemals verpennen. Derjenige lebt die Liebe Gottes, die an Weihnachten ein Kind wurde. Und Bischof Nikolaus von Myra hätte fürwahr seine Freude daran.

Mal ehrlich, wer von uns freut sich nicht, wenn er oder sie unerwartet eine kleine Aufmerksamkeit in seinem Stiefel findet. Oder in seinem Briefkasten oder hinter dem Scheibenwischer. Wenn wir dieses Gefühl in uns bewahren können, es schaffen, uns daran zu erinnern, dann sind wir schon ein gutes Stück voran gekommen. Und wenn wir uns nun noch bewusst machen, dass wir dieses Gefühl ganz einfach auch anderen vermitteln können – ja dann…. Habt ihr sicher eine Idee, worauf ich hinauswill.

Gottes Liebe wirkt in uns und durch uns. Gottes Liebe, Nächstenliebe, Selbstliebe – da ist so viel Liebe im Spiel in unserem täglichen Miteinander. Zusammen mit dieser Vielzahl an Weihnachtssternen, Weihnachtsdüften, Weihnachtsliedern könnte einem ganz schummerig im Magen werden von all dem Kitsch. Aber ganz oft wird uns einfach besonders warm ums Herz. Gerade in dieser Zeit. Wir wollen Menschen glücklich machen. Wir wollen unsere Liebsten beschenken. Wir sind bereit zu spenden, wie sonst selten im Jahr. Da ist ganz viel, das uns anrührt. Aber warum hört das wieder auf, wenn die Weihnachtslichter ausgehen? Und warum sehen wir so oft nicht, dass Geschenkeberge unter dem Weihnachtsbaum nicht immer größer werden müssen, sondern es viel mehr um gemeinsam verbrachte Zeit geht? Und dass es manchmal nicht schlimm ist, kein passendes Geschenk für jemanden zu finden, weil der sich einfach über einen Besuch oder einen lieben Gruß freut und das Geld viel besser angelegt werden könnte bei jemandem, der nichts hat? So oft lassen wir uns einfach mitreissen. Von einer Bewegung. Einem Strudel. Wir sind die Fische, die alle mit dem Strom schwimmen.

Liebe Schwestern und Brüder – jetzt ist die Zeit, einfach umzudrehen. Gegen den Strom zu schwimmen. Einfach mal ausbrechen aus Traditionen, die vielleicht nicht mehr so ganz gesund sind. Warum nicht einfach mal einen Gang zurückschalten. Tief durchatmen. Warum sich nicht einfach mal selbst gestatten, Weihnachten, Nikolaus, Advent wirklich zu erleben? Warum nicht einfach eine Entscheidung für die Liebe treffen? Und zwar für diese ehrliche Liebe, die tief aus unserem Herzen kommt, weil Gott sie dort hineingepflanzt hat. Warum nicht einfach mal wieder aus dem Herzen heraus handeln. Unmittelbar. Weil wir vielleicht gerade da sind, wo unsere Hilfe gebraucht wird. Und gut tut. Was wir sonst vielleicht nicht gesehen hätten.

Ich möchte mit uns beten:

Vater im Himmel, ich kann nur danken, dass Du uns so sehr liebst, dass Du Deinen Sohn für uns gabst, noch bevor wir Dich geliebt haben. Du lädst uns ein in Deine Familie und machst uns zu Brüdern und Schwestern.

Hilf uns, dass wir einander liebevoll begegnen. Dass wir einander respektvoll ansehen. Dass wir füreinander einstehen, wo immer es möglich ist.

Hilf Du uns, Gott, unsere Mitmenschen mit Deinen liebenden Augen zu sehen. Zeige Du uns, guter Gott, wie wir beständig in Deiner Liebe handeln können. Amen.

Himmlischer Vater, Nikolaus von Myra hat Dich und Deine Botschaft im Herzen getragen. Er war freundlich und hilfsbereit und großzügig. Segne auch uns mit dieser Großzügigkeit. Segne uns mit dieser Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit. Segne uns mit einem guten Herzen, damit wir diese Freude und Liebe weiterschenken. 

Segne und behüte uns, lasse Dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Erhebe Dein Angesicht auf uns und schenke uns Deinen Frieden. Amen.

Bitte lest dazu gerne unter anderem mal hier weiter: https://sea-watch.org/ – Wenn nicht heute, wann dann…

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