Es reicht…

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Sehr geehrte Frau Gebauer,

sehr geehrter Herr Wuest,

sehr geehrter Herr Laumann,

ich schreibe Ihnen als Mutter und Teil einer Familie, die von Tag 1 an aus Sorge und Verständnis alle Regeln in dieser Pandemie eingehalten hat. Wir haben uns mit sehr teuren, aber dafür guten Masken ausgestattet, haben Schnelltests für Zuhause gekauft, von denen wir mittlerweile wissen, dass sie zum Teil gar nicht wirklich annähernd zuverlässig funktionieren. Wir haben pflichtbewusst unseren Teil getan, um an der Bewältigung der Pandemie mitzuwirken.

Ich hatte selten Zweifel daran, wenn Entscheidungen variiert oder neu angepasst werden mussten. Die Situation war ja für alle neu und es gab und gibt viele Unbekannte. Natürlich habe auch ich hin und wieder Dinge in Frage gestellt und hätte Dinge aus meiner Sicht gern anders gemacht. Ich konnte aber jederzeit erkennen, dass wir und unsere Gesundheit im Vordergrund standen. So lange konnte ich eine Menge Dinge mittragen.

Mit dem Wechsel der Bundesregierung, der meiner Meinung nach zu einem völlig falschen Zeitpunkt durchgeführt wurde, ist die ganze Situation in eine völlig falsche Richtung gegangen. Die neue Regierung ist viel zu sehr mit der Selbstfindung beschäftigt, als dass sie schon ernstzunehmend in das Tagesgeschäft eindringen und tätig sein könnte. Das trifft in Teilen ja entsprechend auch auf unsere Landesregierung zu.

Nun aber – mit der Entscheidung der MPK am vergangenen Montag – ist selbst das letzte Fünkchen Goodwill, in diesen Entscheidungen etwas Positives oder etwas FÜR die Bevölkerung zu erkennen, erloschen.

Was denken Sie eigentlich, Frau Gebauer, wie Familien und Schulen in aller Regel so funktionieren? Haben in Ihren Denkmustern LehrerInnen keine eigenen Familien? Eltern keine eigenen Jobs und allem voran Kinder kein Recht auf gesundheitliche Unversehrtheit und Schutz im Heranwachsen?

Ich bin entsetzt darüber, wie sich die von Ihnen für unser Bundesland getroffenen Entscheidungen auf uns auswirken. Ich kann das nur für mich als berufstätige Mutter tun, aber ich habe genug Empathie um mir zuzutrauen, es auch für die im Schulsystem Beschäftigten nachfühlen und bewerten zu können. Alles, was ein wenig Sicherheit und Verlässlichkeit gegeben hat, ist von jetzt auf gleich verschwunden. Die gerade eben erst eingeführten Lollytests mit der zweiten Probe gaben zum ersten Mal ein Gefühl von Sicherheit. Kaum eingeführt, werden sie, auf die denkbar unterirdischste Weise kommuniziert, wieder abgeschafft. Und was dafür kommt, kann unmöglich Ihr Ernst sein.

Ich nenne Ihnen mein ganz persönliches Beispiel – Sie können es gern auch auf Twitter nachlesen – dort finden sich beliebige weitere Beispiele. Ich habe 8jährige Zwillinge, die die 3. Klasse einer Grundschule besuchen. Beide haben sich kurz vor ihrem ersten Impftermin mit Covid19 (übrigens in der Schule, die Sie vor Weihnachten in frühere Ferien zu schicken unnötig fanden) infiziert und dürfen nun, da noch so frisch genesen, noch nicht an den Lollytests teilnehmen. Nun gab es aber just am Tag nach Ihrer Entscheidung einen positiven Pool in der Klasse der Kinder mit dem Hinweis der Schulleitung, dass alle Kinder (also auch alle potentiell positiven Kinder) am kommenden Tag zu erscheinen haben, um gemeinsam in der Klasse bei gleichzeitigem Absetzen der Masken einen Nasentest zu machen, das Ergebnis gemeinsam abzuwarten um dann eventuell positiv getestete Kinder von den anderen zu isolieren und abholen zu lassen. So weit so schlecht. Abgesehen davon, dass ich es für die SchülerInnen der Grundschule unmöglich finde, ein solches Ergebnis in solchem Kreis zu erhalten und dann allein auf Eltern zu warten, gibt es aber keinen Hinweis darauf, was ich mit meinen Zwillingen machen soll. Dürfen sie in der Schule getestet werden oder nicht? Ich musste also selbst vor der Schule los, um die Kinder zu testen. Da sie nicht an der Omikron-Variante erkrankt waren, gehe ich davon aus, dass sie diese trotzdem bekommen und auch weitertragen können.

Am Nachmittag bekam ich dann die Information, dass meine genesenen Zwillinge nun also weitere 5 Wochen nicht getestet werden und auch nicht durch mich per Bürgertest getestet werden sollen. Wie kann das sein? Wie kann man nach über 2 Jahren Pandemie ein solches Chaos aus Unwissen, falschen und schlechten Entscheidungen entstehen lassen? Wie kann man so sehr sämtliches Vertrauen verspielen und Familien so laut entgegenschreien, dass einer Landesregierung die Gesundheit der Kinder, die Berufstätigkeit der Eltern und eigentlich alle Maßnahmen völlig egal sind? Wie kann man LehrerInnen so sehr bis auf den letzten Tropfen Energie aussaugen und Verantwortung, die man selbst zu tragen offensichtlich nicht in der Lage ist, einfach weitergeben?

Ich fühle mich allein gelassen und hilflos. Ich als Mutter, die ihre Kinder und auch den Rest der Familie schützen möchte, sehe keinerlei Möglichkeit mehr dazu. Wir sind Ihrer Willkür ausgeliefert und da ist nicht ein letzter Rest Vertrauen, dass Sie überhaupt noch wissen, was Sie dort entscheiden oder tun. Sie haben vom Schulalltag genauso wenig Ahnung wie davon, wie Familiensysteme funktionieren. Denn auch die Arbeitsfähigkeit von Eltern steht hier auf Messers Schneide. Das System, das jetzt gerade anläuft, bedeutet im Klartext: Eltern haben jeden Morgen damit zu rechnen, dass ihre Kinder unverzüglich aus der Schule abgeholt werden müssen. Das müssen auch Arbeitgeber, Kunden, Klienten, Patienten mitmachen. Denn ein potentiell positives Kind lässt man sicher nicht von Großeltern abholen.

Weiterhin nehmen Sie uns die Grundlage für Krankmeldungen, für Regelungen mit Arbeitgebern, Krankenkassen, Versicherungen etc., wenn wir eine Covid-Infektion nicht mehr von offizieller Seite her durch PCR-Test bestätigen lassen können. Sie wissen so gut wie ich, dass es genug Trittbrettfahrer gibt, die auch diese Lücken zu ihren Gunsten zu nutzen wissen.

Ich habe alles geduldig und hoffnungsvoll mitgetragen. Aber die Hoffnung ist dahin und meine Geduld am Ende. Treffen Sie die richtigen Entscheidungen im Sinne der Kinder und geben Sie uns irgendeine Perspektive! Lassen Sie nicht die Grundschulklassen durch diese Art von Tests zu großen Coronapartys werden! Geben Sie den Kindern und auch uns Eltern das Gefühl, dass Sie in den Kindern auch Zukunft sehen und sie Ihnen nicht gleichgültig sind!

Ganz sicher möchte ich das alles hier zu einem guten Ende bringen. Ganz sicher hat es schon viel zu viele Opfer gegeben. Ganz sicher hat die Pandemie an vielen Stellen gezeigt, wo wir Nachholbedarf haben und dringend aufholen müssen. Aber ganz sicher werden wir an einem in ferner Zukunft liegenden Ende dieser Pandemie vor einem noch viel größeren Scherbenhaufen stehen, wenn jetzt nicht sehr schnell neue Entscheidungen getroffen werden.

Hochachtungsvoll

Amelie Ortmann

3 Antworten

  1. Sardisong Helma sagt:

    Diesem Kommentar kann ich mich bedenkenlos anschließen.
    Mein Unverständnis für viele Entscheidungen der Regierung kann ich nicht besser zum Ausdruck bringen.
    Ich gehöre zur älteren Generation; habe Erwachsene Kinder und 7 Enkel. Mit Erschrecken höre ich jeden Tag neue Geschichten aus Schule und Kindergarten, sehe die total unfreie Entwicklung der Enkel, sehe täglich die Last, die auf den Schultern der Familien getragen wird…..!!! So kann und darf es nicht weitergehen…….

  2. Christin sagt:

    Danke. Du triffst den Nagel auf den Kopf!

  3. Carola Schönstein sagt:

    Ich erlebe genau DAS jeden Tag bei meinen Mitarbeitern in der Ambulanten Pflege. Diese Eltern sitzen jeden Tag auf einem Pulverfass! Könnte jederzeit sein, dass sie mitten aus einer Pflegetour heraus den Dienst abbrechen müssen, um ihr Kind aus der Grundschule abzuholen.

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