Weil wir leben! Weil wir hoffen! Weil wir glauben!

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Weihnachten. Dieses Wort allein klingt heilig. Es sagt so viel und doch eigentlich nichts. Jeder von uns hat so seine ganz eigene Vorstellung von Weihnachten.

Für viele bedeutet Weihnachten zunächst Stress, denn es gilt noch viel mehr Anforderungen zu erfüllen als im Rest des Jahres. Weihnachten ist oft Hetze und Konsum. Es kostet unglaublich viel Geld und vor allem Nerven. Vielen geht es um ganz Großes, dabei ist das Wesentliche doch so klein.

Es liegt in einer Krippe. Ahnt sicher noch nicht, mit welch ungeheuer großer Verheißung es auf die Welt gekommen ist. Wie viel Hoffnung in ihm liegt. Was seine Lebensaufgabe sein wird. Ein kleines Baby, dass die Welt auf den Kopf stellt.

Eigentlich ist es doch alles ganz einfach. Jede und jeder von uns, der selbst Vater oder Mutter ist, der Nichten oder Neffen hat, kleinere Geschwister oder der Freunde hat, die Eltern geworden sind, weiß, dass ein kleines Baby das ganze Leben schon vor seiner Geburt auf den Kopf stellt. Jede Schwangerschaft ist voller Zeichen, die gedeutet werden wollen. Und die größte Veränderung ist dann die Geburt des Kindes. Nichts ist mehr, wie es war. Man kommt zwangsläufig zur Ruhe. Denn tut man es nicht, hat man schlaflose Nächte und ein unruhiges, nörgeliges Baby. Man besinnt sich auf das Wesentliche: Wie geht es dem Baby gut und wie bekommt man selbst dabei zumindest seine Grundbedürfnisse gestillt. Und das ist für eine Weile meistens ein guter Zustand. Mit einem Baby kommt jemand in unserer Welt an, der klein und verletzlich ist – und doch von überwältigender Kraft. Seinen Forderungen kann man sich nicht entziehen. Durch Kinder bekommen wir neuen Anteil an Freude und Dankbarkeit, die wir vorher vielleicht vergessen hatten oder gar nicht kannten. Zukunft wird spürbar. Der Wunsch entsteht, etwas für oder durch ein Kind weiterleben zu lassen. Das Leben, das Wachsen, das Großwerden zu begleiten oder mitzuerleben lässt auch uns spüren, dass das Leben weitergeht und nicht bei uns stehenbleibt. Besonders zu Weihnachten wird uns allen bewusst, wie sehr wir Erwachsenen uns über die Freude der Kinder freuen. Über eine Freude, die wir vielleicht verlernen würden, würde sie sich nicht in den Augen der Kinder spiegeln. Wie oft wird erzählt oder besungen, dass Weihnachten mit Kindern am Schönsten ist oder dass Kinder uns neu erleben lassen, was wir fast vergessen hätten. So viel Hoffnung. So viel Zukunft. Und auch ein bisschen Wehmut. Denn Kinder werden so schnell groß und fehlen uns dann als Zeichen für Erwartung und Leben, Dankbarkeit und Freude. Aber wenn wir ehrlich sind, fehlen sie uns nicht nur zu Weihnachten.

Es gibt so vieles, was mich müde und hoffnungslos macht in der Beziehung zu Menschen, aber auch zu Gott. Manchmal so müde, dass ich es nicht mehr für möglich halte, dass da doch noch etwas anders sein könnte, als das, was ich erwarte. So müde, dass ich Konflikte nicht oder nicht mehr ansprechen mag. Auch so müde, dass ich mit Gott nicht reden mag. Und es auch nicht kann. Denn was sollte ich erwarten. Etwa, dass ausgerechnet mir ein Wunder geschieht?

In diesen letzten Wochen konnte man so viel Müdigkeit in vielen Gesichtern sehen. Angestrengte Gesichter. Gehetzte Gesichter. Hoffnungslose Gesichter, die auch all die Weihnachtslichter nicht zum Strahlen bringen konnten. Viele von uns spüren sie, die Müdigkeit, aber ich glaube nicht, dass wir sie hinnehmen müssen.

Und dann kommt dieses Zeichen von Gott: ein Kind. Lebendigkeit, Leben, Zukunft, Hoffnung, Dankbarkeit, Freude, Geheimnis, Wunder. Immanuel – Gott mit uns.

Gott kommt durch dieses Kind auch zu uns so oft müden und einsamen Menschen. . Obwohl wir von Gott gar nichts mehr erwarten oder noch nie erwartet haben, kommt er zu uns, hinein in den Alltag mit seinen schwierigen Entscheidungen. Unsere Wirklichkeit und Gottes Wirklichkeit gehören zusammen und wir selbst sind es, die sich den Zugang dazu oft selbst verbauen. Das Zeichen, nach dem wir suchen, ist das Kind selbst. Immanuel – Gott mit uns.

Am heiligen Abend haben wir auch in der Weihnachtsgeschichte von einem Kind als Zeichen gehört. An ihm, in dieser Krippe zur Welt gekommen, können wir ahnen, wie Gott ist und wo wir ihn suchen können. Komplett anders ist er in die Welt gekommen, als man es sich je vorgestellt hätte. Und dieses Kind, Jesus, wird erwachsen und bleibt doch so sehr Kind. Was hat er nicht alles getan, was „man nicht tun sollte“. Mit wem hat er sich nicht an einen Tisch gesetzt. Wen hat er nicht geheilt. Wem hat er nicht aus Hunger und Not geholfen. Die Wirklichkeit seiner Welt hat sich so verändert, dass sie Gottes Wirklichkeit ähnlicher geworden ist. Er hat in Frage gestellt, was für uns wichtig ist: Besitz, Macht, Beziehungen. Er fordert bedingungslose Hingabe, wie nur Kinder sie von uns fordern. Selbst die eine große Ordnung, dass mit dem Tod alles vorbei ist, hat er außer Kraft gesetzt. Er zeigt uns doch, dass Gott uns nicht als müde Könige sehen will. Er will auch nicht, dass wir an unseren selbst gemachten Ordnungen festhalten. Nein, er will, dass wir wie die Kinder werden, die Erwartung und Leben, Hoffnung und Zukunft, Dankbarkeit und Freude, Geheimnis und Wunder noch spüren und auch weitergeben können. Deswegen kommt er selbst als Kind.

An Weihnachten stehen wir alle mit unserem unterschiedlichen Gepäck vor der Krippe. Mit unserer Sehnsucht nach dem Weihnachtswunder. Nach Weihnachten selbst. Voller Erwartung stehen wir dort. Wir wollen ihm nahe sein. Näher als sonst. Wir wollen dieses Zeichen. Wir brauchen vielleicht ein Zeichen. Und wir sehen das Kind in der Krippe, den hellen Stern und finden es dort – unser Weihnachten. Und wir sehen, mit welcher Liebe Gott uns liebt. Wie er zu uns kommt und mit uns ist. Weihnachten haben wir alle ein Kind und werden selbst wieder Kinder, weil wir hoffen. Weil wir lieben. Weil wir glauben.

Und dann ist diese Weihnachtssehnsucht plötzlich einem warmen Gefühl von Erfüllung gewichen. Ruhe kehrt ein und Frieden. Denn auch, wenn die Welt dort draußen aus den Fugen scheint – heute das gestern Gesagte nicht mehr gilt, so haben wir doch dieses Versprechen, das uns niemand nehmen kann. Wir haben dieses Kind in der Krippe, das unsere Müdigkeit vertreiben will und kann und wird. Und so dürfen wir uns aus tiefstem Herzen hier und heute „Frohe Weihnachten“ wünschen.

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