Am Sonntag ist Ewigkeitssonntag. Das ist ein Tag im Kirchenjahr, der mir viel bedeutet. In diesem Jahr werde ich zum ersten Mal seit Jahren nicht im Gottesdienst sein und das hat mich beschäftigt. Ich habe diese Gefühle mit mir herumgetragen und von links nach rechts gedreht und möchte meine Gedanken dazu mit euch teilen.
Der Ewigkeitssonntag, der letzte Sonntag im Kirchenjahr, treibt Christinnen und Christen im Gedenken an ihre Verstorbenen und an das ewige Leben, in das sie eingegangen sind, in die Kirche. Es gibt gewisse Worte, die mich immer berühren: das eine ist das Wort „Seele“ – das andere ist die „Ewigkeit“. In der Bibel steht der Begriff Ewigkeit für die alle Zeiten umfassende Allmacht Gottes. Alle Zeit liegt in Gottes Hand. Für unsere Verstorbenen gibt es unsere Zeitrechnung nicht mehr. Es ist gut, dass es diesen Tag gibt. Er ist vielen Menschen wichtig. Aber wenn ich eins in meiner eigenen Vergangenheit und durch meinen eigenen Umgang mit meiner Trauer gelernt habe, dann ist es das: Ich sorge mich nicht um die, die bereits vorausgegangen sind. Ich weiß sie in den allerbesten Händen. In den Händen des Ewigen. In den Händen dessen, der alle Tränen abtrocknet. Das ist eines der wertvollsten Geschenke meines Glaubens.
Aber ich sorge mich um die, die noch hier sind. Die nicht mehr wissen, wohin mit sich und ihren Gefühlen. Die den Boden unter den Füßen verloren haben und erst ganz vorsichtig wieder ins Leben finden müssen. Vielleicht betrifft das auch Dich. Vielleicht hast Du bemerkt, dass es irgendwie Erwartungen an Trauernde gibt. Dass Menschen von Dir erwarten, dass Du bald wieder funktionierst, obwohl Deine Welt aus den Angeln gehoben wurde. Vielleicht fühlst Du Dich gar nicht wohl damit, an einem solchen Tag in die Kirche zu gehen und mit anderen zusammenzutreffen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie Du es gerade bist. Vielleicht hast Du Angst, dass Du Halt geben sollst, obwohl Du selbst welchen brauchst. Und vielleicht fühlt es sich für Dich, der Du gerade trauerst und Dich zerbrochen und unvollständig fühlst, ganz falsch an, in die Kirche zu gehen.
Dann lass Dir gesagt sein: Das ist okay! Denn Du bist derjenige oder diejenige, die „noch da“ ist. Sorge für Dich! Für Deine Verstorbenen sorgt Er. Du bist gerade wichtig und alles, was Du brauchst, um zu heilen, darfst Du Dir beschaffen. Fordere es ein, wenn Du kannst. Der Ewigkeitssonntag hat für mich sehr viel mit der Seele zu tun. Die Seele ist etwas besonders schützenswertes. Meine Seele macht mich aus. Meiner Seele wurde Sein Atem eingehaucht. Ich schirme sie ab, wo ich kann, und manchmal ist sie doch so unglaublich verletzlich. Freigelegt. Vielleicht geht es Dir auch so. Dann tu für Deine Seele, was Du für heilsam und richtig hältst. Umgib Dich mit Menschen, die Dir gut tun. Das kann im Gottesdienst am Ewigkeitssonntag der Fall sein. Vielleicht aber auch nicht. Tu Dir und Deiner Seele Gutes. Erinnere Dich der schönen Dinge. Wärme Dich von Innen mit den Gedanken an das Schöne, Einzigartige, das Dich mit Deinen Verstorbenen verbindet. Das wirst Du nicht an diesem Tag, diesem Ewigkeitssonntag, ausmachen. Das wirst Du immer dann tun, wenn Dir danach ist. Und das ist richtig und gut.
Mach Dich frei von dem Gedanken, jemandem gefallen zu müssen. Anwesend sein zu müssen, weil es andere erwarten. Jetzt geht es nur um Dich.
Denn der Ewigkeitssonntag möchte auch, dass wir zu einem bewussteren Blick auf unsere Lebenszeit finden. Du auf Deine – ich auf meine. Für mich ist purer Egoismus angesagt, wenn es um das Heilen der Seele auf dem Weg in die Ewigkeit geht. Vertraue darauf, dass Deine Verstorbenen nur vorausgegangen sind. Finde Du zurück ins Leben. Lebe – mit Vorfreude und Sehnsucht auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit und bring dorthin all die Schätze mit, die Du bis dahin erleben kannst. Bewahre sie in Deiner Seele.
Eine Antwort
Herzlichen Dank für diesen Beitrag, den ich erst heute 1.1.2023 gelesen habe und der mich tief angesprochen, bewegt hat. Besondere Tage sind Formen von „Ewigkeitstagen“, Jahresschluss-Jahresanfangstage zählen hierzu. Auch sie lenken die Gedanken, das Empfinden, Herz und Seele zu den verstorbenen Angehörigen oder nahestehenden Menschen, zu den Sorgen oder Herausforderungen des neuen Jahres. Möge alles gesegnet sein und zum Guten, zum Frieden führen, auch seelisch mit Verstorbenen.