Ich bin am Ende. Am Ende einer Blockwoche zum Thema „Mission“, auf die ich wirklich wenig Lust hatte. „Mission“ – das habe ich immer in die Ecke der Zeugen Jehovas gedacht oder in dieses Abfischen von Menschen in andere Gemeinden. Völlig negativ behaftet. Ich war der Inbegriff eines Vorurteils – arrogant und ignorant.
Und ich wurde eines besseren belehrt. Ich habe so viel mitgenommen, bin so übervoll mit Anregungen, Gedanken und Ideen, dass ich sie hier einmal loswerden möchte – und gerne auch gemeinsam darüber weiter denken würde.
Mission. Kernsatz und wichtigster innerer Reminder für mich ist:
Mission ist nicht Mission der Kirche sondern Mission Gottes. Nicht ich bin dazu berufen, möglichst viele Menschen in diese, meine Kirche zu holen, zu taufen und an den Haaren hereinzuzerren, sondern Gott selbst findet seine Wege zu uns. In unsere Herzen und unsere Leben.
Das heißt nicht, dass Mission nicht auch mit mir ganz selbst zu tun hat, aber es nimmt mir diesen Druck und diese negative Option des „anderen etwas Überstülpens“, was mich am meisten abschreckt. Ich bin nicht die mit den Antworten, ich bin die, die mitfragen möchte. Gemeinsam Antworten suchen möchte.
Ich möchte mutiger werden, auch in dieser meiner Kirche, hinter der ich meistens stehe, die viel Gutes aber auch manch Schlechtes hervorbringt, zu sagen: Es geht nicht um uns als Kirche. Es geht darum, den Menschen von Gott zu erzählen. Er ist es, der immer schon war. Vor jedem einzelnen von uns. Ihm verdanken wir alles, was uns ausmacht. Wie vermessen könnte ich sein zu sagen: „Das geht aber nur in meiner Kirche“.
Ich möchte mutiger werden, über meine selbst gesteckten Grenzen hinaus mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Über Konfessionen und Nationen hinweg. Ich werde in diesem Leben keine großartig Reisende mehr werden – das ist einfach nicht meine Welt, aber in meinen Bahnen möchte ich nicht Evangelen und Katholiken, Moslems, Engländern, Schweden oder Rumänen, Mann oder Frau begegnen, sondern Menschen. Ich möchte mutiger werden, Grenzen in meinem eigenen Denken zu sprengen. Mich nochmal neu hinterfragen.
Und das ist der Kern von allem. Vielleicht hast Du auch schon von der „Alle Kinder Bibel“ gehört, die wirklich wert ist, ihren Weg zu den Kindern zu finden, aber als wir heute in der Reflektionsrunde nochmal darüber nachgedacht haben, vor allem ihren Weg zu den Eltern. Bei uns – und da schließe ich mich absolut mit ein – ist es viel weniger angekommen, wie offen unsere Welt wird. Wieviele Chancen das birgt. Unsere Kinder sind so viel offener, wenn sie nicht von uns Eltern schon eingeschränkt werden in ihrem Denken. Ja, für uns war vieles noch schwarz-weiß und wie gut ist es bitte, dass es jetzt bunt ist? Am liebsten hätte ich überall in meinem Haus Regenbögen – fragt meine Familie, wie genervt sie davon ist.
Warum sollte ich mir anmaßen zu entscheiden, wen Gott wie will? Wie könnte ich jemandem Regeln aufdrängen? Am Ende müssen wir jeder für uns unseren Weg zu ihm und mit ihm finden. Kirche kann ein Wegweiser sein. Aber wieviele Menschen fühlen sich hier nicht zu Hause, weil wir immer wieder vor unsere eigenen hochgezogenen Mauern rennen? Wieviele Menschen wünschen sich nichts mehr, als einen Segenszuspruch für ihr Leben und werden von uns Vermessenen abgewiesen? Das alles ist nicht meins. In dieser Woche, von der ich so wenig erwartet habe, habe ich zig Mal die Institution Kirche in Frage gestellt, nicht aber meinen Glauben an Gott oder seinen Weg mit uns.
Auch innerhalb der Kirche passiert so viel Gutes. Im Kleinen geht es ein winziges bisschen schneller, als im Großen. Aber selbst dort. Vieles erfährt man nur, wenn man sich interessiert, sucht, fragt. Anderes braucht furchtbar lange, um gehört und gesehen zu werden. Es gibt so unglaublich viele Ideen und Ansätze – so viele großartige Menschen, die ihre individuellen Fähigkeiten und Stärken einzusetzen vermögen. Die das auch in dieser unserer Kirche tun. Mit Leidenschaft. Mit Nachdruck. Mit ganz viel Empathie. Und mit Gott im Mittelpunkt. Da muss nicht jeder alles können.
Als ich heute nach Hause fuhr, dachte ich, dass es nicht immer die große Pressearbeit braucht, die über all unsere tollen Aktionen berichtet. Einfach ein „Stille Post-Picknick“. Ich erzähle dem Nachbarn, dass ich mit meiner Schüssel Nudelsalat dann und dann dort sitzen werde und ihn bitten, es weiterzusagen. Und einfach mal schauen, wer kommt. Und was er oder sie mitbringt. An Geschichten. An Essen. Ganz ohne Fragen nach den Wurzeln, nach der Sprache, nach der Religion, sondern einfach aus ehrlichem Interesse an der Person. Ohne diesen Tag selbst schmälern zu wollen: ein Weltgebetstag unter freiem Himmel. Oder ein Weltgebetsaugenblick.
Es kreist so vieles in meinem Kopf, was sortiert werden will, aber das hier musste schon mal raus. Vielleicht kommt noch etwas dazu oder etwas kommt wieder weg, aber da steckt so viel Tatendrang in mir. So viele Gedanken. So viel Selbstkritik. So viel…
Aber vor allem: so viel Dankbarkeit. Passenderweise stand diese Blockwoche ganz unter Psalm 150, der uns jeden Tag begegnete. Loben. Gott loben. Laut oder leise, mit Gesang oder Musik oder im Gebet und das tue ich jetzt, in der verbleibenden viertel Stunde, bevor ich meine Kids abhole. Ich schnappe mir meine Flöte – „Auf Seele Gott zu loben…“
Ach und hier gibts die besagte Bibel:
https://neukirchener-verlage.de/catalog/product/view/id/2058315/s/alle-kinder-bibel-9783761569030/
Eine Antwort
Testkommentar, jetzt will ich es aber wissen.de