Dieser liebevolle Blick…

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…mit dem ich meine Kinder ansehe. Dieser Blick, der alle Kritik, die manchmal von außen auf uns einströmt, ausblendet. Dieser Blick, der nur den kleinen Menschen sieht. Mit all den Stärken und Schwächen, der genauso gedacht war, wie er jetzt ist und gerade wird. Dieser Blick, der genauso schnell Pfeile in Angreiferrichtung schleudern kann, wenn jemand diese Kinder angreift, oder ungerecht behandelt oder vorschnell verurteilt. Dieser mitfühlende und wissende Blick, wenn diese Kinder zum ersten Mal Dinge durchmachen müssen, die ich auch von früher kenne. Es ist mein Mutterblick. Der, der mich manchmal verklärt und es mir schwierig macht, nicht voreingenommen zu sein. Dieses Wissen, dass ich immer mit einem offenen Ohr für diese Kinder da sein werde. Dass ich für jedes Problem eine Lösung finden möchte. Oder dass ich diese Kinder zumindest begleiten möchte, wenn sie schwierige Wege gehen müssen. Das alles macht Mutter-sein mit mir.

Und irgendwann ist man dann groß. Man braucht ein gutes Selbstbewusstsein, um alle möglichen Worte und Taten an sich abprallen zu lassen. Um Dinge anzugehen, für die man vielleicht nicht so viel Rückendeckung bekommt. Und man vergisst total oft, dass da doch immer jemand ist, der auch mich und Dich noch mit diesem liebevollen Blick ansieht. Weil er mich und Dich genauso wollte, wie wir sind. Mit den Entscheidungen, die wir treffen. Mit den Äußerlichkeiten, die wir manchmal nicht leiden können. Mit den Gedanken, die in unseren Köpfen kreisen. Mit den Zweifeln. Und Ängsten. Mit dem strahlenden Lachen. Mit den starken Händen. Mit den trainierten oder nicht trainierten Muskeln, die uns durchs Leben tragen. Mit dem tollen oder dem nicht so tollen Bindegewebe. Mit den Falten um die Augen, ob vom Lachen oder von den Sorgen. Er sieht mich gerade jetzt mit diesem liebevollen Blick an. In meiner Phantasie zieht er dabei manchmal die Augenbraue ein wenig hoch, aber er bleibt mir liebevoll zugewandt.

Das – mir ganz bewusst gemacht – ist ein großes Geschenk. Denn so darf ich meine eigenen Fehler machen, die mir andere schon prophezeit haben. Wenn ich meine, ich muss das ausprobieren, bin ich trotzdem nicht allein. Gott begleitet mich. Gott ist manchmal der einzige, der mir liebevoll zugewandt bleibt. Ich kann mich noch so allein fühlen, ich falle nie tiefer als in Gottes Hand. Ich mochte diesen Satz nie besonders, weil er oft so gesagt wird, wenn man selbst keine Idee mehr zum Helfen hat. Oder kein Verständnis mehr für den anderen. Man macht es sich irgendwie leicht, wenn man jemand anderem sagt: „Du fällst nie tiefer als in Gottes Hand.“ Zack – ist Mensch raus aus der Verantwortung.

Aber wenn ich da jetzt so weiter drüber nachdenke, ist es einer der tröstlichsten Sätze, die ich mir gerade für mich vorstellen kann. Es lässt mein Herz höher schlagen, wenn ich mir wirklich bewusst mache, dass Gott mich hält und leitet, dass er mir liebevoll zugewandt bleibt und auch die dummen Erfahrungen begleitet.

Wie könnte mein Herz also nicht singen? Wie könnte ich nicht von ganzem Herzen dankbar sein für dieses Leben, das er mir geschenkt hat? Ich darf Fehler machen. Ich darf straucheln. Ich darf wieder aufstehen und weiter gehen. Und all das nie allein, auch wenn die Menschen an meiner Seite vielleicht nicht immer mitgehen. So abstrakt das für manchen auch klingen mag – für mich war es die tröstlichste und beste Erkenntnis eines Tages, der geprägt war von Gedankenschwere, Ungeduld und ein wenig Wehmut. Er klingt jetzt um einiges froher aus, dieser Tag…

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